Gedanken zum Komponieren

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Über das Komponieren

Ohne inneren Zwang schreibe ich nie eine Note: ich beginne nur dann zu komponieren, wenn der erwähnte Drang unwiderstehlich wird.

Aus: Ausstellungskatalog, Georg Arányi-Aschner, Komponist und Lehrer (1997): Werkanalyse, Von meinem Stil im Allgemeinen.

 

Ich empfinde, bzw. höre etwas, das ich niederschreiben möchte – nicht immer in der Form, wie es mir die Inspiration eingibt. Jeder musikalische Gedanke, jede Idee wird nach dem „Empfang“ durch das geistige Sieb des Gehirns überprüft. Zwar stimmt es, dass die Inspiration immer der Ausgangspunkt meiner Musik ist, doch ich schreibe erst, wenn die erwähnte Kontrolle ja sagt.
Wenn eine Komposition fertig zu sein scheint, ist sie lange noch nicht fertig! Sie wird dann nach mehreren Gesichtspunkten „durchleuchtet“: Form, richtige Gewebeart, Instrumentation werden einer schafen Kontrolle unterworfen.

Es soll aber erwähnt werden, dass ich während der schöpferischen Arbeit die Hilfe höherer Geister wahrhaft fühle, „handgreiflich“ erlebe. Ohne sie könnte ich keine inspirierte Note aufs Papier bringen. (Mogersdorf, 13. Januar 1997)

 


Werkanalysen – von meinem Stil im allgemeinen

Man kann bei allen meinen Kompositionen ein hörbares Thema feststellen, dessen Motive zur Weiterverarbeitung geeignet sind. Motive, die die Möglichkeit aufweisen, in verschiedener Art verändert, erweitert, augmentiert, mit Sequenzen weitergeführt, diminuiert, mit verschiedenen Artikulationen variiert werden zu können. Was die Harmoniewelt meiner Kompositionen betrifft, möchte ich feststellen, dass ich verschiedene Systeme (Sekund-, Terz-, Quart-Systeme) verwende, natürlich auch Wechsel und alterierte Töne.

Formal versuche ich dem Zuhörer eine Möglichkeit anzubieten, die ihm Übersicht beim Hören verschafft. Da helfen zum Beispiel Wiederholungen im klassischen Sinne. Vor allem, alle Mittel (Harmonie, Themenverarbeitung, Formgestaltung) stehen im Dienste des geistigen Gehaltes der Komposition. Dieser bestimmt immer die gewählte Harmonie, in der Spannungen und Entspannungen gestaltet bzw. wahrgenommen werden, die Form, sogar das Thema als Quelle der Inspiration.

 


Arányi-Aschners wandernde Grundtöne

Der Komponist beschreibt in einem Zeitungsartikel von Ewald Pfau die Idee vom "wandernden Grundton" und den Einfluss bzw. die Herausforderung der Zölftonmusikkomponisten des 20. Jahrhunderts. Neue Zeit, Komponieren in der Steiermark, E. PFAU (1989): Arányi-Aschners wandernde Grundtöne (PDF).

 


Porträt Arányi-Aschner - Vorrede zu einem Kompositionsabend

Wie nicht anders möglich, beginnt ein ungarischer Komponist in der Nachfolge Bartóks und Kodálys, d.h. er baut auf ungarischer Volksmusik auf, um diese in den Bereich hochkultureller, sogenannter Kunstmusik überzuführen. So verläuft auch Arányi-Aschners Weg. In einer zweiten und dritten Phase seiner kompositorischen Entwicklung befreit sich Arányi-Aschner von den unmittelbaren — aber eben auch zu mächtigen Vorbildern. Er benutzt zwar ungarische Themen oder Rhythmen, ver-arbeitet diese aber sehr frei. Der Komponist ist der Meinung, dass eine Melodie stets vorhanden sein müsste, wobei er sich am Rande der Tonalität bewegt, diese als Bauprinzip auch nutzt, um Spannung zu erzeugen und um die Entspannung vorzubereiten. Das bedeutet zugleich, dass es sich um abgeschlossene Werke handelt, im Sinne der abendländischen Tradition: nicht um Klangteppiche ohne Anfang und Ende, wie wir sie in außereuropäischer und Avantgarde-Musik kennen.

Der vollständige Text zum Nachlesen: Die Blasmusik 29/4,Wolfgang SUPPAN (1979) Porträt: Georg Arányi-Aschner, Vorrede zu einem Kompositionsabend (PDF).